Keine Fans und keine Stimmung Nöttingen

Samstag, der 17. Mai 2003. Maibockfest beim MTV. Feierabend und um Viertel Vier wurde meine Karre vor der Oststadtküche geparkt. Diesmal durfte man ungehindert auf die Gegengerade, aber das schienen die Ludwigsburger noch nicht realisiert zu haben.

Irgendwie meinten wohl die Massen, daß man sich wieder unter dem Richterturm sammelt.

Selber schuld. ich machte mich also zur Mittellinie auf und sah an der Tribüne das LGA-Banner und ansonsten keinerlei Fahnenmaterial. War also kein Rucki da. Dabei hab ich auf ne Tapetenaktion seinerseits gesetzt. Mein Fehler. Ein paar Leute waren doch schon da und ich vermißte die "Dixi"-Klosetts. Naja, wir sind halt Fans zweiter Klasse und für uns müssen die Bäume reichen. Ein paar Leute fanden sich dann aber doch ein.

Der Rest der Gegengerade blieb aber trostlos.

Aber wenigstens paßte wieder der schickste Ordner (Kaiser schick und elegant, duda, duda) der Liga wieder auf uns auf.

Naja, später hieß es es seien 52 Zuschauer gewesen. Das hätte ich geglaubt, die Anderen haben aber irgendwie 250 verstanden, was mich doch erheiterte. Wo wohl die Zuschauer waren? Hatten die sich noch nicht vom Kulturschock, zwei Wochen zuvor, erholt? Man weiß es nicht. Dazu noch das Vorwort "unseres" 1. Vorsitzenden im Stadionblatt. "Nach den Turbulenzen beim Spiel gegen Ulm" EIN BRÜLLER! "wünsche ich Ihnen, liebe Zuschauer, und der Fangruppe" FANGRUPPE, NOCH EIN BRÜLLER! Hab ich mich natürlich spontan als "Gruppenführer" geoutet. "ein schönes Spiel und angenehmen Aufenthalt im Ludwig-Jahn-Stadion." UND DAS SOLLS ALSO GEWESEN SEIN?! Wurde also sogleich wieder zur Tagesordnung übergegangen. Pfui Teufel! Dazu fiel mir noch auf, daß unsere drei Fahnenmasten am Eingang auch nicht aufgeflaggt waren. Da hat man eine Gelegenheit, sich zu präsentieren, und nach ein paar Spielen wird wieder darauf verzichtet. Typisch! Aber nochmal zur Kulisse an der Gegengaraden, kurz vor dem Anpfiff..

Irgendwie hab ich den Eindruck, daß wir von Spiel zu Spiel weniger werden. Ob das das Ziel der Vereinsführung ist? Man weiß es nicht, man spekuliert nur. Wenigstens haben wir noch unseren Humor!

Alle? Nein, ein finsterer Zeitgenosse widersteht allen Versuchen, ihn aufzuheitern.

Irgendwie war es auch der Tag der seltsamen T-Shirts. und irgendwie kamen doch noch ein paar Leute auf die Gegengerade.

Das Spiel war üblich. 07 spielte gut und vergab beste Chancen. Das rächt sich manchmal, um ein 07-Original mal wieder zu zitieren. Zur Halbzeit stand es aber 0:0 und die Pause wurde mit "Dr Lomb" überbrückt, den man inzwischen fast perfekt auswendig mitsingen kann.

Supportmäßig wars mäßig. Als ich während des Spiels ein wenig mit unserem Ordnerkaiser redete, war gar nichts mehr los. Schlechtes Zeichen, wenn der Rucki fehlt und ich schweige, ist gar nichts los. Aber auf jeden Fall wars deutlich mehr, als von den lila Anhängern kam. Die wurden zumindest gut unterhalten.

Zur zweiten Halbzeit begann ich auch endlich (danke, Uwe) zu saufen und es kam die 56. Spielminute. Ich meinte noch, die achttausendsiebenhundertdreiundsechzigste Ecke! Jetzt klingelts! Und Bomber Haris hielt den Kopf hin. 1:0. Geil. Zwei Minuten später mußten wir schon wieder jubeln. Was für ein Tag. So richtig gut waren die Nöttinger auch nicht und verlegten sich mehr und mehr aufs Holzen. Wie die teilweise einstiegen, grenzte an Körperverletzung, aber der Schiedsrichter aus Stuttgart (Kurz) ließ ihnen natürlich alle Freiheiten. Zwischendurch erregte auch sein dicker Assistent auf der Tribünenseite unseren Unmut durch allerlei unmotivierte Winkaktionen. Spaßeshalber schallte daraufhin "Dickerle, winkamol!" durchs weite Rund und tatsächlich, er wankte (oder winkte ... wunk), was uns den Deppen feiern ließ. Zwischendurch gab es auch schon mal nen Schiedsrichterball

und bis zur 85. Minute passierte eigentlich nicht viel, außer, daß durch allerlei Geholze sich unsere Britta um unsere Spieler kümmern mußte.

Natürlich erfuhren die Badenser auch, daß sie unfaire Schweine sind, sie seit 51 Jahren nix zu sagen haben und wir seit der Zeit auf sie scheissen. Selber schuld. Aber zurück zu besagter Minute. Da bekam unser Torhüter, Robert Belosivic eine auf die Nase, wofür er seinen Kontrahenten zu Boden brachte. Daraufhin war es mit ihm aus und er mußte vom Platz getragen werden. Zu seinem Nasenbeinbruch bekam er natürlich auch noch die rote Karte. Der Täter Metin Telle bekam Gelb. Fußball ist wie das Leben ... nicht immer fair. Für Ersatztorwart Volkan Toprak mußte Mirnes Mesic weichen und wir machten uns Sorgen um den sicher geglaubten Heimsieg, aber endlich einmal spielte Toprak bei uns im Tor zu Null. Mit dem Schlußpfiff brachen natürlich alle Dämme und die "Massen" strömten zur Bande.

Und auch vom Platz wurde zur Bande (welch eine Doppeldeutung) geströmt ...

... und gefeiert.

Wunderschön, sowas könnte man öfter machen. Anschließend ging es zum Richterturm, schließlich mußte ich mich ja bei Uwe fürs Weizen revanchieren. Unterwegs ...

... waren aber nicht gleich Alle.

Trotzdem wurds natürlich noch lustig an der Tränke, besonders, als ich erfuhr, daß die auch dunkles Hefeweizen ausschenken.

Hätt ich das doch nur früher erfahren. Also wurde umgestiegen, nachdem die Fahne eingesammelt und bei der Sprecherkabine vorbeigeschaut war. Dummerweise hat mich Ralf nicht verarscht mit seiner 2:1-Ergebnismeldung von Degerloch. Scheiße, jetzt muß man halt auf die kleinen Adler hoffen, daß die dem Judas Adrion noch in die Suppe spucken!

Zur Pressekonferenz waren die verbliebenen Zuschauer natürlich extrem gespannt.

Als dann der einst beste Torwart der Oberliga seinen Rücktritt als Trainer zu Saisonende (welche Überraschung) bekannt gab, fand ich die Begründung schon lächerlich. Familiäre Gründe ... dann hätt der gar nicht kommen dürfen. Naja, er hat halt die verknöcherten Strukturen in unserem Verein richtig kennen gelernt und natürlich wurde von uns lautstark Thomas Siegmund gefordert. Zuvor wurde der Gästetrainer am Mikrofon natürlich nochmals von mir darüber aufgeklärt, daß es in der Oberliga Baden-Württemberg keine Spielvereinigung gibt.

Nachdem sich dann die Wogen langsam geglättet hatten, wurde noch gemütlich da unten verweilt ...

... diskutiert ...

... wobei natürlich die zahlreichen Skandale der letzten Zeit auch thematisiert wurden. Erst als die Reihen außerordentlich gelichtet waren und es kein Bier mehr gab, machte auch ich mich auf die Socken, wobei ich noch bemerkte, daß wenigstens das Vorstandmobil von der Sonne bescheint wird.

Allein ging ich natürlich nicht zum MTV sondern per pedes nach Eglosheim zum Kelterplatzfest, wo es leckeres Paulaner vom Faß gab und war dann irgendwann nach einem weiteren Gewaltmarsch (ächz) glücklich, zufrieden und besoffen zu Hause.