Heimsieg trotz Skandalschiedsrichter

Sonntag, 23. Mai 2004. Letzter Zweitligaspieltag, doch wen interessiert das schon wenn es im Ludwig-Jahn-Stadion um den Klassenerhalt geht? Niemand.

Um 15 Uhr sollte das Spiel gegen die TSG Hoffenheim beginnen und etwa eine halbe Stunde vor Spielbeginn fand ich mich mit Rucksack und Schwenkstangen bestückt am Stadion ein.  Am Eingang traf ich auch gleich auf Jule, der die Tribüne auch schon bestückt hatte und man sprach noch über den Vatertag. Irgendwie waren wir da in einer ähnlichen Verfassung.

An der Gegengeraden waren wir dann die Ersten und es wurde erstmal ausgepackt. Jule meinte noch einen Bengalo dabeizuhaben und das dann sicher sehr schön aussähe mit der Überziehfahne und den beiden flankierenden Schwenkfahnen. Da hat er schön bei foros mitgelesen. Ich träumte auch mal wieder von demselben Bild zu dem ich mir noch den Doppelhalter (siehe bei "über mich" das alte Bild aus Pforzheim) im Hintergrund vorstellte. Daraufhin kamen wir auf allerlei lang nicht mehr gesehene Fanutensilien zu sprechen, die nun wahrscheinlich in allerlei unbekannten Kellern vor sich hin gammeln. Traurige Geschichte.

Während die Schwenkfahnen fertig gemacht wurden, konnten wir uns auch schon über das heutige Schiedsrichtergespann lustig machen. Ein wohlbeleibter Assi war bereits an der Bande außer Atem und pumpte wie ein Maikäfer. Das konnte ja was werden. Kurz darauf tauchte auch schon ein Frank auf und ich vermißte das erhoffte Stück Stoff. Tatsächlich hatte der die Fahne nicht dabei und auf meine Schelte entgegnete er lapidar, er hätte mit Regen gerechnet und es sei ihm zu beschwerlich das nasse Ding auf dem Balkon zu trocknen. Großartig wenn ich bedenke, daß ich über keinen Balkon verfüge und die LEGION-GELBE-ADLER-Zaunfahne auch immer trocken bekomme.

Nach und nach füllte sich das Stadion dann etwas ...

... dummerweise fuhr zu der Zeit in Monaco die Formel1 und so kündigte sich ein neuer Minusrekord an. Zwischendurch hatte auch das Vorwort unseres neuen 1. Vorsitzenden im Stadionblatt für Heiterkeit gesorgt. Zitat: "Bringen Sie Freunde und Bekannte mit in unser herrliches Stadion. Wir haben noch Platz." Sehr putzig. Es wurde noch etwas über Absteiger und 4. Plätze gelabert und dann liefen auch schon die Spieler ein. Zu den beiden Schwenkfahnen zündete Jule seinen vermeintlichen Bengalo und die Erheiterung war erheblich wie sich aus dem Röhrle nur etwas blauer Rauch herausquälite.

Mit dem Anpfiff begann dann auch natürlich unser Support und die Spieler zeigten, daß sie die drei Punkte gegen den Tabellenletzten heute einfahren wollten. Währenddessen kokelte Jules tolles Teil an der Hecke weiter vor sich hin.

Zwar hatte Weinheim die erste große Chance, aber das Führungstor blieb den Gastgebern vorbehalten. In der 15. Minute war mal wieder Mustafa Parmak unser Held. Der Jubel war aber kaum zu Ende, da bekamen die Gäste drei Minuten nach dem Führungstreffer vom schwachen Schiedsrichter einen zweifelhaften Freistoß vor dem 16er. Unter unserem Oxafuß-Ruf schlug das Leder links oben ein und damit war der Oxafuß endgültig gestorben. Mit zunehmender Spieldauer wurden die "Unparteiischen" immer schlechter und das Spiel paßte sich an. Auch die Stimmung war gar nciht so toll und auch das üble polnische Bier, das der Postler spendierte konnte daran nix ändern.

In der 31. Minute war dann ein Höhepunkt erreicht. Elfmeter für Weinheim. Spätestens mit dieser zweifelhaften Entscheidung hatte der Schiedsrichter die rund 150 Zuschauer gegen sich. Die Fehentscheidungen (Fouls, Abseits) häuften sich, während das Spiel vor sich hinplätscherte.

Man hatte irgendwie den Eindruck, daß manche unserer Abgänge den Verein bereits verlassen hätten. Von den Rängen kamen auch fast nur noch Pöbeleien gegen das miese Gespann. Nur ab und zu wurde noch mühsam die Mannschaft unterstützt. Letztlich brauchte das Spiel aber vor der Pause noch einen traurigen Höhepunkt. Ein Weinheimer lief in den Strafraum, ging, Füße voran, Richtung Ball, Robert Belosevic ist aber schneller und nimmt den Ball auf. Plötzlich krümmt sich der Gast auf dem Boden, der Schiedsrichter läuft zu seinem Blinden Spießgesellen an der Außenbahn und entscheidet nach kurzer Diskussion auf Elfmeter. Unglaublich. Wir waren natürlich für Gelb für den Schauspieler ausgegangen und verfielen, ob der krassen Fehlentscheidung, in wüsteste Beschimpfungen. Ich persönlich glaube auch bis heute, daß bis zu diesem Zeitpunkt die Gästebank als Sofleur für das Gespann fungierte. Egal, die Fahne in Reichweite gebracht, aber nach dem 1:3 liegen gelassen. Schade eigentlich. Kurz darauf wurde zur Halbzeit gepfiffen und die drei Blinden durften sich beim Gang in die Katakomben auch noch einiges von der Tribüne anhören.

Während der Pause stand den Ludwigsburgern noch der Schock über den Spielstand in die Gesichter geschrieben. Auch beim Lomb sang heute niemand mit. Erst als nach rund zehn Minuten unsere Spieler wieder den Platz betraten riß man sich wieder zusammen. Die Schwenkfahnen wehten und man wartete auf die 14 Gegner, die sich aber noch reichlich Zeit ließen. Erst nach weiteren 5 Minuten ... also eigentlich pünktlich ... kamen diese Burschen auch auf den Platz.

Mit dem Wiederanpfiff legten wir auf den Rängen und unsere Jungs auf dem Platz gleich ordentlich los und nach 11 Minuten kam der hochverdiente Anschlußtreffer durch Pedrag Sarajlic. Unendliche 22 Minuten mußten wir dann auf den Ausgleich warten. Obwohl, nur gewartet haben wir natürlich nicht. Wir vertrieben uns die Zeit auch mit allerlei Sinnloseinlagen wie Nordkorea, was den Winnie auf die Palme brachte, und auch der Text auf meinem Schal wurde zum Besten gegeben. Jedenfalls machte uns unter grenzenlosem Jubel der eingewechselte Sandro Villani dieses Geschenk. Immerhin waren wir mit unseren 38 Punkten noch nicht endgültig gerettet. Wenigstens ein Punkt, dachten wohl manche. Trotzdem wurde weiter sehr schön angefeuert und der absolute Wille zum Sieg, der in der ersten Hälfte bei der Mannschaft vermißt wurde, war auf dem Platz zu spüren. Den verdienten Lohn holte Publikumsliebling Mustafa Parmak in der 84. Minute mit einer sehenswerten Einzelleistung über die linke Seite ab. Wahnsinn! 1:3 zur Halbzeit. 14 gegen uns. Trotzdem das Spiel mit 4:3 gewonnen. Welche Moral, was für eine Einstellung, was für ein Charakter. Wir waren begeistert und das merkte man auch beim traditionellen Abklatschen. Grenzenloser Jubel zu den Klängen von "so sehn Sieger aus" aus dem Stadionlautsprecher. Das sind die Momente, die einen mißerfolggestählten 07er für alle Qualen entschädigt, die er sonst zu erleiden hat. Einfach geil!

Nach diesem Überschwang der Gefühle bot sich noch die Gelegenheit für ein fast nicht gestelltes Bild mit einem 07-Hippie ...

... und auch Jule sorgte mit einer unfreiwilligen Biervernichtungsaktion für Heiterkeit ...

... 4 Flaschen im Rucksack. Und welche geht kaputt? Natürlich die Volle.

Auf jeden Fall fand er den Trümmerhaufen gar nicht witzig. Den Ort des Geschehens zurücklassend ging es dann Richtung Richterturm. Unterwegs wurden noch einige Freiwürste verzehrt und dann unter dem Richterturm etwas gezecht, mit "Muschti" geredet und der Pressekonferenz gelauscht.

Ein letzter Höhepunkt war dann der Abschied des "Trio Infernale" aus dem Stadion. Als Marco die Deppen erblickte stiefelte er gleich auf die los, während wir denen zynisch applaudierten. Marco gab ihnen noch mit auf den Weg, daß sie das schlechteste Schiedsrichtergespann in Ludwigsburg waren, das er seit langem erlebt habe. Recht hatte er und ich hoffe die Säcke schämen sich heute noch für ihre indiskutable Leistung. Nicht viel später löste sich dann die ganze Gesellschaft auf ...

... und ich ließ den versöhnlichen Rest des Wochenendes gemütlich zu Hause ausklingen.